Wie man kein Helikopter-Elternteil wird
Sind Sie ein Helikopter-Elternteil?
In der heutigen wettbewerbsorientierten und oft beängstigenden Welt ist es verständlich, sein Kind im Blick zu behalten. Doch manchmal gehen wir als Eltern zu weit.
Der Begriff „Helikopter-Eltern“ wurde bereits vor Jahrzehnten geprägt und beschreibt Eltern, die ständig über ihrem Kind kreisen und es aus jeder Schwierigkeit retten.
Ähnlich beschreibt das neuere Phänomen der „Schneepflug-Eltern“ Eltern, die alle Hindernisse aus dem Weg räumen, damit das Kind nicht mit Frustrationen oder Misserfolgen konfrontiert wird.
Beide Erziehungsstile haben eins gemeinsam: übermäßiges Eingreifen. Diese Eltern überwachen jede Aktivität ihrer Kinder und stehen bereit, um bei den kleinsten Schwierigkeiten oder Enttäuschungen einzugreifen.
Eltern von Studenten schreiben ihren Kindern Nachrichten, um sie aufzuwecken, vereinbaren Arzt- oder Friseurtermine für sie und rufen sogar bei deren Arbeitgeber an, um Probleme zu klären.
Natürlich wollen wir unsere Kinder sicher und glücklich wissen, aber gleichzeitig brauchen Kinder Raum, um zu lernen und zu wachsen. Zu viel Einmischung kann das Gegenteil bewirken.
Kinder überkontrollierender Eltern haben oft Schwierigkeiten, die Herausforderungen des Erwachsenwerdens zu bewältigen. Eine aktuelle Studie der American Psychological Association zeigt, dass übermäßige Kontrolle dazu führt, dass Kinder ihre Emotionen und ihr Verhalten schlechter regulieren können.
Ohne entwickelte Bewältigungsstrategien haben sie es schwerer in der Schule und im sozialen Umfeld. Sie gewöhnen sich daran, immer ihren Willen zu bekommen, was ein Gefühl der Überheblichkeit fördern kann.
Außerdem senden Sie durch ständiges Überwachen die Botschaft, dass Sie Ihrem Kind nicht zutrauen, Dinge selbst zu schaffen. Das kann zu mangelndem Selbstvertrauen führen. Ihr Kind könnte das Gefühl bekommen, ohne Ihre Einmischung keine richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Das verstärkt Ängste und Stress. Studien legen nahe, dass übermäßiges elterliches Eingreifen das Risiko für psychische Probleme wie Angstzustände und Depressionen erhöht, wenn Kinder älter werden und lernen müssen, allein zurechtzukommen.
Wie viel elterliches Engagement ist genug?
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen übermäßiger Kontrolle und gesunder Elternschaft.
Studien zeigen, dass ein angemessenes Maß an aktiver Beteiligung die Entwicklung von Kindern fördern kann. Viel Zeit, Energie und Gedanken in die Erziehung zu investieren, ist grundsätzlich etwas Gutes.
Manchmal brauchen unsere Kinder tatsächlich unsere Unterstützung. Doch es ist entscheidend, eine Balance zu finden:
Sind wir präsent und engagiert oder so sehr involviert, dass wir aus den Augen verlieren, was wirklich das Beste für unser Kind ist? Wenn wir ständig hinter ihnen aufräumen, wie sollen sie lernen, mit Enttäuschungen oder Misserfolgen umzugehen?
Das Erwachsenwerden ist nicht einfach. Ihr Kind muss eigene Herausforderungen meistern, um Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufzubauen. Frustrationen, Misserfolge, Enttäuschungen und Rückschläge gehören dazu.
Diese Erfahrungen sind notwendig, um Resilienz zu entwickeln und mit größeren Herausforderungen im späteren Leben umgehen zu können.
10 Tipps, um kein Helikopter-Elternteil zu sein:
- Lassen Sie Ihr Kind Dinge selbst erledigen.
Übertragen Sie altersgerechte Aufgaben und greifen Sie nur ein, wenn es wirklich nötig ist. Ihr Kind sollte die Möglichkeit haben, selbst Lösungen zu finden – auch wenn es dabei mal scheitert.
- Unbehagen zulassen.
Es ist wichtig, dass Ihr Kind auch schwierige Gefühle erlebt. Frustration und Rückschläge fördern die emotionale Reife und helfen, Enttäuschungen besser zu bewältigen.
- Nicht ständig zur Rettung eilen.
Vermeiden Sie es, Ihr Kind immer aus seinen Fehlern zu befreien. Hat es zum Beispiel sein Instrument zu Hause vergessen, lassen Sie es die Konsequenzen tragen, anstatt es schnell in die Schule zu bringen.
- Hören Sie Ihrem Kind zu.
Statt Ihre eigenen Wünsche und Erwartungen durchzusetzen, fragen Sie nach der Meinung Ihres Kindes. Auch wenn Sie nicht immer zustimmen, lassen Sie es eigene Träume und Ziele entwickeln – ohne Kritik.
- Fehler erlauben.
Fehler gehören zum Lernen dazu. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, Rückschläge zu verarbeiten. So entwickelt es Selbstvertrauen und die Fähigkeit, nach einem Misserfolg wieder aufzustehen.
- Konsequenzen zulassen.
Wenn Ihr Kind etwas falsch macht, sollte es die Folgen tragen. Greifen Sie nur ein, wenn die Konsequenzen unfair sind. Vermeiden Sie es, beispielsweise das Nachsitzen zu umgehen oder Ihr Kind zu Hause zu behalten, wenn es ein Projekt nicht rechtzeitig fertiggestellt hat.
- Bewältigungsstrategien vermitteln.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Gefühle und helfen Sie ihm, Wege zu finden, um mit Stress umzugehen. Methoden wie tiefes Atmen, Meditation, Musik hören, Malen oder Yoga können dabei helfen.
- Eigenständiges Denken fördern.
Überlegen Sie gemeinsam Lösungen, aber lassen Sie Ihr Kind Entscheidungen selbst treffen. So lernt es, seinem eigenen Urteilsvermögen zu vertrauen und eigenständig zu handeln.
- Stärken betonen, Schwächen akzeptieren.
Jedes Kind hat Schwächen, und das ist völlig in Ordnung. Ermutigen Sie Ihr Kind, seine Stärken zu nutzen, um seine Ziele zu erreichen.
- Ein gutes Vorbild sein.
Zeigen Sie durch Ihr eigenes Verhalten, wie man Emotionen und Herausforderungen positiv bewältigt. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es wichtig ist, auch die Meinung anderer zu respektieren.
Erziehung ist nicht leicht – genauso wenig wie das Erwachsenwerden. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden sind Rückschläge unvermeidbar, sowohl für Ihr Kind als auch für Sie als Elternteil. Doch gerade diese Erfahrungen sind wichtig, damit Ihr Kind lernt, nach einem Fall wieder aufzustehen und weiterzumachen.