Tipps an Eltern: 5 Wege, damit dein Teenager dir wirklich zuhört
Mit Teenagern zu sprechen ist nicht immer einfach. Missverständnisse und Kommunikationsprobleme treten so häufig auf, dass es sich anfühlt, als würde man unterschiedliche Sprachen sprechen.
Doch zum Glück kann man lernen, effektiv mit seinem Teenager zu kommunizieren – und genau das kann dabei helfen, auch in schwierigen Zeiten eine enge Verbindung aufrechtzuerhalten.
Eltern, die sich um die Zukunft ihrer Kinder kümmern, tun diese 5 Dinge mit ihren Teenagern:
Begegne ihnen im Hier und Jetzt
Es ist wichtig zu verstehen, dass vieles, was in der Teenagerzeit passiert, schlichtweg Teil der Entwicklung ist.
Der präfrontale Kortex – der Bereich des Gehirns, der für Planung und Strukturierung zuständig ist – befindet sich in dieser Phase noch im Aufbau.
Die Teenagerjahre sind geprägt von enormen Veränderungen, sei es neurologisch, psychologisch oder biologisch.
Inmitten dieses Chaos brauchen Eltern bessere Kommunikationsfähigkeiten, um mit ihren Teenagern in Verbindung zu bleiben.
Für Erwachsene hat das Verhalten eines Kindes von vor zwei Wochen noch Bedeutung, doch für Teenager fühlt es sich an, als wäre es eine Ewigkeit her. In ihrer Wahrnehmung haben sie längst abgeschlossen und sind weitergezogen. Das ist eine ganz normale Entwicklungsphase – und du musst sie nicht ändern!
Genauso verhält es sich mit Zukunftsthemen. Wenn du zum Beispiel sagst: „Wie willst du mit solchen Noten jemals auf die Uni kommen?“, dann wird das in den meisten Fällen nicht als Motivation ankommen. Stattdessen kannst du mit einem Augenrollen oder einer genervten Antwort rechnen.
Elterntipp: Wenn du besser mit deinem Teenager kommunizieren möchtest, akzeptiere, dass er in einer anderen Zeitwahrnehmung lebt als du. Bonuspunkte gibt es, wenn du seine Lebendigkeit als etwas Schönes sehen kannst – oder sogar ab und zu in seine Welt eintauchst.
Falls das nicht gelingt, bleib möglichst konkret. Sprich über diese Woche und vielleicht die nächste, anstatt weit in die Zukunft zu schauen.
Umgang mit emotionalen Höhen und Tiefen – mit Geduld und Verständnis
Zurück zur Gehirnentwicklung: Jugendliche werden stark von den emotionalen Strukturen des Gehirns gesteuert, die sich im limbischen System befinden.
Das „Oberhaupt“ des limbischen Systems ist die Amygdala – eine Gehirnstruktur, die Gefahren interpretiert. Und das ganz wörtlich! Die Amygdala, die früher vor einem angreifenden Tiger warnte, sucht nun nach anderen Bedrohungen – zum Beispiel in deinem zu langen Blick auf das pickelige Gesicht deines Teenagers!
Ohne einen vollständig entwickelten, rationalen präfrontalen Kortex, der die Amygdala regulieren könnte, kochen Emotionen oft hoch.
Gehirnscans zeigen, wie stark dieser Mechanismus bei Teenagern ausgeprägt ist. Während ein neutraler Reiz bei Kindern und Erwachsenen kaum Reaktionen auslöst, springt die Amygdala von Jugendlichen sofort an. Wo wir nur einen leisen Glockenton hören, erleben sie einen lauten Gongschlag.
Elterntipp: Versuche nicht, in einer solchen Situation mit rationalen Argumenten zu überzeugen – das wird nicht funktionieren. Stattdessen erinnere dich daran: „Das ist gerade die Amygdala, die spricht.“ Warte, bis sich die Emotionen deines Teenagers beruhigt haben, bevor du das Gespräch fortsetzt.
Kommuniziere klar und einfühlsam
Teenager nehmen subtile Körpersprache und Veränderungen im Tonfall genau wahr. Da ihr Gehirn jedoch in einem ständigen Alarmzustand ist, neigen sie dazu, die Bedeutung oft falsch zu interpretieren.
Eine meiner Klientinnen fragte ihre Tochter mit einem leicht besorgten Unterton: „Wer fährt euch eigentlich zum Konzert?“
Die spontane Reaktion ihrer Tochter: „Warum vertraust du mir nicht?!“ Sie hatte etwas in der Stimme ihrer Mutter wahrgenommen, es aber sofort als Misstrauen gedeutet.
Elterntipp: Das Buch „Voice Lessons“ von Dr. Wendy Mogel enthält viele hilfreiche Tipps zur Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen unter Berücksichtigung ihrer Entwicklungsstufe.
Falls du es noch nicht gelesen hast, denke daran: Teenager sind hervorragende Detektoren für Urteile – und fühlen sich oft sofort verurteilt.
Ein wertvoller Leitsatz: Urteil wiegt schwerer als jedes Lob.
Vom Diktator zum Coach: Die Kunst, mit Teenagern auf Augenhöhe zu sprechen
Wenn Kinder klein sind, fällt es leicht, als Autoritätsperson mit ihnen zu kommunizieren. Eltern sind die Beschützer und Lehrer, die ihren Kindern beibringen, sich in der Welt zurechtzufinden.
Mit der Pubertät beginnt jedoch eine Veränderung in der Beziehung: Jugendliche streben nach mehr Unabhängigkeit und Gleichberechtigung.
Wenn Eltern weiterhin mit ihnen sprechen, als wären sie kleine Kinder, kann das zu Frustration führen. Typische Reaktionen sind dann Aussagen wie „Du bist so ein Kontrollfreak!“ – oder noch schlimmer: völlige Gesprächsverweigerung.
Elterntipp: Um diese Kommunikationsfalle zu vermeiden, reflektiere dein Verhalten. Triffst du Annahmen über dein Kind, ohne es einzubeziehen?
Versuche stattdessen, deine Kommunikation offener zu gestalten. Sätze wie „Ich bin gespannt auf deine Meinung dazu“ oder „Brauchst du meine Hilfe bei den Hausaufgaben?“ zeigen Respekt für die Eigenständigkeit deines Teenagers – und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass er sich dir anvertraut.
Stelle Fragen, die Gespräche anregen
Einige Teenager, mit denen ich kürzlich gearbeitet habe, erzählten mir, dass die Erwachsenen in ihrem Leben – von ihren Eltern bis hin zu den Berufsberatern – oft fragen: „Geht es dir gut?“
Sie waren sich einig, dass irgendetwas mit ihnen und ihren Mitschülern nicht stimmt, aber sie können nicht genau benennen, was es ist.
Obwohl ich gerade sagte, dass Teenager schlechte Interpreten sind, haben sie einen Punkt. Erwachsene wirken oft gestresst, und dieser Stress wird unbewusst an unsere Kinder weitergegeben.
Elterntipp: Ich fragte diese aufschlussreiche Gruppe von Teenagern, welche Art von Fragen sie gerne gestellt bekommen würden.
Eine gute Antwort war: „Wenn ich meine Mutter mit ihren Freunden reden höre, stellt sie Fragen, die auf dem basieren, was ihre Freunde gesagt haben.“ Teenager möchten miteinander sprechen, nicht befragt werden.