Verantwortung im Alltag: Welche Aufgaben Kinder je nach Alter übernehmen sollten
Kinder brauchen Gelegenheiten, zum Gemeinwohl beizutragen. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl und gibt ihrem Leben eine Bedeutung.
Kinder wollen nicht nur umsorgt werden. Sie brauchen – wie wir alle – das Gefühl, dass sie für die Welt wichtig sind und einen positiven Beitrag leisten.
Alle Kinder tragen auf ihre Weise etwas bei – entdecken Sie diese Besonderheiten bei Ihrem Kind und sprechen Sie sie an. Selbst kleine Dinge, wie wenn Ihr Kind freundlich zu seinem kleinen Bruder ist oder Sie seine fröhlichen Gesangseinlagen genießen, verdienen Anerkennung. Verhalten, das wertgeschätzt wird, wächst.
Mit zunehmendem Alter sollten Kinder mehr Verantwortung übernehmen – sowohl im Haushalt als auch darüber hinaus. Sie brauchen zwei Arten von Verantwortung: die Selbstfürsorge und die aktive Mitgestaltung des Familienlebens.
Studien zeigen, dass Kinder, die zu Hause mithelfen, auch in anderen Situationen hilfsbereiter sind als Kinder, die sich nur um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern. Doch eine hilfsbereite Einstellung entwickelt sich nicht über Nacht. Es ist wichtig, die Verantwortung schrittweise und altersgerecht zu steigern.
Laden Sie Kleinkinder ein, Servietten auf den Tisch zu legen. Dreijährige können bereits Teller aufdecken. Vierjährige können Socken sortieren, während Fünfjährige beim Bürsten des Hundes helfen können. Sechsjährige sind bereit, den Tisch abzuräumen, Siebenjährige können Pflanzen gießen, und Achtjährige sind in der Lage, Wäsche zu falten.
Studien zeigen, dass Menschen, die Verantwortung übernehmen, sich selbst als eigenständig und mutig wahrnehmen. Und genau so ein selbstbewusstes Kind möchten Sie großziehen.
Altersgerechte Aufgaben und Verantwortlichkeiten
Welche Aufgaben sind für welches Alter angemessen? Die folgende Liste gibt Ihnen eine Orientierungshilfe, doch es ist wichtig, sie an Ihr Kind und Ihre Familiensituation anzupassen.
Denken Sie daran, Ihrem Kind schrittweise mehr Freiheit und Verantwortung zu geben. Unterstützen Sie es so lange, bis es jede Aufgabe sicher und selbstständig bewältigen kann.
Altersgerechte Aufgaben und Verantwortlichkeiten für Kleinkinder
- Lassen Sie Kleinkinder Verantwortung für ihren eigenen Körper übernehmen – im Rahmen von Sicherheit und Anstand.
- Eigene Unordnung aufräumen: „Das ist okay. Hol dir ein paar Papiertücher von der Theke, und wir wischen die Milch gemeinsam auf. Wir räumen immer unsere eigenen Unordnungen auf.“
- Kleidung selbst auswählen, solange sie zur Jahreszeit, Sicherheit und Anstand passt.
- Menge an Essen selbst bestimmen – Sie stellen die Auswahl bereit, Ihr Kind entscheidet, wie viel es essen möchte.
- Essen selbst zum Mund führen, es sei denn, das Kind bittet um Hilfe.
- Buch auswählen, auch wenn Sie vorlesen.
- Spielzeug selbst aussuchen.
- Spielzeug zum Teilen auswählen – der Rest wird vor dem Besuch von Freunden weggeräumt.
- Selbst entscheiden, wann die Toilette benutzt wird – Sie können fragen: „Musst du nochmal aufs Klo, bevor wir losgehen?“, aber das Kind muss lernen, seine eigenen Körpersignale wahrzunehmen, damit Sie nicht jahrelang für das Toilettentraining verantwortlich sind.
Altersgerechte Aufgaben und Verantwortlichkeiten für Vorschulkinder (3 bis 5 Jahre)
All das oben Genannte, plus:
- Eigene Kleidung – sie wählen sie innerhalb Ihrer Vorgaben aus und halten sie in einigermaßen ordentlichen Stapeln nach Kategorien sortiert.
- Eigenes Zimmer – innerhalb vernünftiger Sauberkeitsgrenzen entscheiden sie, was an die Wände kommt (Eltern müssen beim Organisieren und Aufräumen noch helfen).
- Menge des Essens selbst bestimmen.
- Auswahl der Mahlzeiten – innerhalb gesunder Ernährungsrichtlinien. (Das funktioniert nur, wenn der Zugang zu ungesunden Lebensmitteln eingeschränkt ist. Falls sie das Abendessen nicht mögen, gibt es bei uns als Alternative einen Joghurt.)
- Mit wem und wann gespielt wird.
- Ob sie an sozialen Veranstaltungen teilnehmen, zu denen sie eingeladen sind (ausgenommen sind verpflichtende Familienereignisse).
- Wer in ihr Zimmer darf.
Altersgerechte Aufgaben und Verantwortlichkeiten für Schulkinder (6 bis 9 Jahre)
All das oben Genannte, plus:
- Wie sie ihre Haare tragen, solange es gepflegt aussieht.
- Ihren Platz am Tisch abräumen.
- Einfache Hausarbeiten übernehmen.
- Wie sie ihr Taschengeld ausgeben.
- Hausaufgaben selbstständig erledigen.
- Ihren Schulrucksack am Abend vorher packen.
- Wie sie ihre Zeit verbringen, nachdem grundlegende Pflichten wie Hausaufgaben erledigt sind.
- Ob sie ein Instrument spielen oder einen Kurs besuchen möchten.
- Welche Sportart oder körperliche Aktivität sie ausüben (bei uns ist Bewegung Pflicht, aber sie dürfen die Art wählen).
- Einfache Snacks oder Mittagessen selbst zubereiten.
- Bei schulischen Veranstaltungen wie Kuchenbasaren mithelfen.
Altersgerechte Aufgaben und Verantwortlichkeiten für Preteens & „Tweens“ (10 bis 12 Jahre)
All das oben Genannte, plus:
- Schulbrot selbst packen.
- Körperpflege eigenständig übernehmen (Nägel, Haare usw.).
- Mit einem Freund alleine im Viertel unterwegs sein, solange ein Elternteil immer weiß, wo sie sind. (Das ist oft der erste Grund, warum ein Kind ein Handy braucht.)
- Alleine zu Hause bleiben, mit klaren Regeln, wer zu Besuch kommen darf.
Altersgerechte Aufgaben und Verantwortlichkeiten für Jugendliche (13 bis 15 Jahre)
All das oben Genannte, plus:
- Morgens selbstständig aufstehen, auch wenn Sie als Backup bereitstehen.
- Eigene Wäsche waschen, damit Sie sich nicht wie das Hausmädchen fühlen, wenn plötzlich ein bestimmtes Kleidungsstück gebraucht wird.
- Vorübergehende Veränderungen im Aussehen selbst entscheiden – dauerhafte Tattoos sind in meiner Familie erst ab 18 erlaubt, aber temporäre sind ihre Wahl. (Piercings werden auf Anfrage besprochen, aber wegen Infektions- und Narbenrisiko eher nicht empfohlen.)
- Bus und U-Bahn alleine nutzen.
- Mit Freunden ins Kino gehen.
- Eigenes Geld verdienen durch Babysitten oder andere kleine Jobs.
- Eigenes Budget verwalten.
Warum diese Liste auf Selbstständigkeit setzt
Diese Listen konzentrieren sich auf den Handlungsspielraum Ihres Kindes, anstatt auf Aufgaben, die es „erledigen sollte“.
Das hat einen wichtigen Grund:
Wenn Sie sich darauf fokussieren, was Ihr Kind „tun sollte“, entstehen schnell Machtkämpfe. („Du solltest inzwischen in der Lage sein, dein eigenes Spielzeug aufzuräumen!“)
Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, Ihr Kind dabei zu unterstützen, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen, und helfen Sie ihm, neue Fähigkeiten Schritt für Schritt zu lernen.
Anstatt Ihr Kind „zur Verantwortung zu ziehen“, wird es von selbst motiviert, Verantwortung zu übernehmen. Diese kleine Veränderung macht einen riesigen Unterschied.