Warum narzisstische Mütter niemals Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen
Es ist ein tiefer Schmerz, der oft erst Jahre später bewusst wird. Nicht laut, nicht offensichtlich – aber nagend. Die leise Frage: Warum hat sie mich nie wirklich gesehen? Warum hat sie mir nie gesagt, dass ich genug bin? Warum hat sie nie gesagt: Es tut mir leid?
Für viele Töchter narzisstischer Mütter bleibt eine Entschuldigung lebenslang aus. Nicht, weil das Leid nicht real wäre. Nicht, weil es keine Gründe gäbe, Verantwortung zu übernehmen. Sondern, weil eine narzisstische Mutter nicht fähig ist, sich selbst kritisch zu betrachten.
In ihrer Welt gibt es kein „Ich habe etwas falsch gemacht.“
Nur ein „Du hast mich verletzt“, „Du übertreibst“ oder „Du erinnerst dich falsch.“
Denn Verantwortung zu übernehmen würde bedeuten, sich mit dem eigenen Schatten zu konfrontieren. Und genau das ist es, was eine narzisstische Persönlichkeit nicht erträgt.
Die Angst vor dem eigenen Makel
Narzisstische Mütter tragen oft selbst ein tiefes Gefühl von Unzulänglichkeit in sich – gut versteckt hinter Perfektionismus, Kontrolle oder Opferrollen.
Wenn sie sich einen Fehler eingestehen müssten, bräche das fragile Konstrukt ihres Selbstbildes in sich zusammen.
Deshalb projizieren sie Schuld und Verantwortung konsequent nach außen. Auf das Kind. Auf den Partner. Auf die Umstände. Nur nicht auf sich selbst.
Wenn du also als Tochter versuchst, über deinen Schmerz zu sprechen, wirst du schnell zum Problem erklärt. Du bist zu empfindlich. Undankbar. Drama-Queen.
Die eigentliche Botschaft dahinter: Wage es nicht, mein Selbstbild zu erschüttern.
Gaslighting statt Entschuldigung
Viele Töchter erleben sogenanntes „Gaslighting“ – eine subtile Form der emotionalen Manipulation, bei der die eigene Wahrnehmung systematisch infrage gestellt wird.
„Das habe ich nie gesagt.“
„Du hast eine blühende Fantasie.“
„Du erinnerst dich falsch.“
Solche Sätze lassen das Kind zweifeln – nicht an der Mutter, sondern an sich selbst. Und sie verhindern jede ehrliche Auseinandersetzung mit dem, was war.
Statt echter Reue gibt es Schuldumkehr.
Statt Mitgefühl: Rechtfertigung.
So bleibt die Tochter allein mit ihrem Schmerz.
Warum der Wunsch nach Anerkennung so lange bleibt
Trotz allem sehnen sich viele erwachsene Töchter narzisstischer Mütter noch immer nach einem ehrlichen „Es tut mir leid“.
Nach einem Moment der Klarheit, in dem die Mutter sagt: Ich habe dir Unrecht getan. Ich habe dich verletzt.
Doch dieser Moment bleibt meist aus. Und je länger man darauf wartet, desto größer wird die innere Leere.
Diese Sehnsucht wurzelt tief: im kindlichen Wunsch, dass die Mutter eines Tages doch noch zur liebenden, einfühlsamen Person wird, die man so dringend gebraucht hätte.
Der Wendepunkt: Aufhören zu warten
Heilung beginnt oft dort, wo man aufhört zu hoffen, dass die Mutter sich ändern wird. Wo man begreift: Die Verantwortung, die sie nie übernommen hat, werde ich nicht mehr für sie tragen.
Es braucht Mut, diese Illusion loszulassen. Doch es ist ein Akt der Befreiung.
Denn solange du auf Anerkennung von ihr wartest, bleibt ein Teil deines Herzens gefangen. Sobald du dir selbst diese Anerkennung schenkst, beginnst du, dich zu heilen.
Du darfst traurig sein – und dich gleichzeitig abgrenzen
Es ist erlaubt, zu trauern. Um das, was nie war. Um die Umarmungen, die fehlten. Um die Worte, die nie kamen.
Aber du darfst auch wütend sein. Denn Wut zeigt, dass deine Grenzen verletzt wurden. Dass dein Schmerz real ist.
Und du darfst dich abgrenzen – emotional, räumlich oder innerlich. Nicht aus Kälte, sondern aus Selbstschutz. Denn du bist nicht mehr das Kind, das alles erträgt, nur um ein bisschen Liebe zu bekommen.
Die Verantwortung liegt nicht bei dir
Du warst nie zu empfindlich. Nie zu anstrengend. Du hast nur versucht, in einem System zu überleben, das dich nicht gesehen hat.
Und wenn du heute deine Wahrheit aussprichst – leise oder laut –, dann ist das kein Angriff. Es ist ein Akt der Heilung.
Denn am Ende zählt nicht, ob sie je Verantwortung übernimmt.
Was zählt, ist, dass du beginnst, Verantwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen – frei von Schuld, frei von Erwartungen.
Du darfst loslassen, ohne zu vergessen.
Du darfst lieben, ohne dich selbst zu verlieren.
Und du darfst heute die Person für dich sein, die du damals gebraucht hättest.