Die abwesende Mutter: Wie sie das Selbstbild einer Tochter prägt
Es gibt Mütter, die immer unterwegs sind – im Büro, in Meetings, auf Geschäftsreisen. Und es gibt Mütter, die zwar physisch präsent sind, aber gedanklich ganz woanders. Beide Arten von Abwesenheit hinterlassen bei ihren Töchtern dieselbe tiefe Wunde: das Gefühl, nicht gesehen, nicht wichtig, nicht liebenswert genug zu sein.
Die eine Mutter arbeitet viel, um „alles zu ermöglichen“, ist aber kaum da – keine Zeit für Gespräche, keine Zeit für Nähe. Die andere sitzt vielleicht im gleichen Raum, aber ist in Gedanken bei ihren eigenen Problemen, bei der To-Do-Liste, beim Handy, bei allem – nur nicht beim Kind.
Für die Tochter macht es kaum einen Unterschied. Beide Mütter sind emotional nicht greifbar.
Beide geben ihr das Gefühl: Ich bin nicht so wichtig. Ich störe. Ich bin allein.
Ein Kind kann das nicht einordnen – es versteht nicht, dass Erwachsene überfordert, erschöpft oder innerlich abwesend sein können.
Was es versteht, ist: Mama hat keine Zeit für mich.
Oder schlimmer: Ich bin nicht der Rede wert.
Diese Erfahrung prägt das Selbstbild tief
Wenn die Mutter nicht präsent ist – weder physisch noch emotional – fehlt oft ein sicherer innerer Kompass.
Und so kann es passieren, dass sich Mädchen in falsche Freundeskreise verlieren oder sich auf Beziehungen einlassen, die ihnen nicht guttun. Nicht aus Rebellion – sondern aus Sehnsucht. Nach Anerkennung. Nach Verbindung.
Im Erwachsenenalter verwandelt sich diese Unsicherheit oft in ständige Selbstkritik, Schwierigkeiten in Beziehungen und die Angst, anderen zur Last zu fallen.
Viele dieser Frauen übernehmen zu viel Verantwortung, machen es allen recht, funktionieren – und spüren doch eine innere Leere.
Sie sehnen sich nach einem Gefühl von Zugehörigkeit, nach einer Mutter, die sagt:
Ich sehe dich. Du bist wichtig.
Doch oft bleibt diese Anerkennung aus. Und genau hier beginnt der schmerzhafte, aber heilende Weg zu sich selbst.
Denn die Wahrheit ist: Nicht das Kind hat versagt, sondern die Umstände.
Die Mutter war vielleicht selbst überfordert, emotional unerreichbar, gefangen in ihrer eigenen Welt – aber das ändert nichts an der Verletzung, die zurückgeblieben ist.
- Die Tochter darf lernen, sich selbst den Raum zu geben, den ihr niemand gegeben hat.
- Sich selbst zuzuhören. Sich selbst wichtig zu nehmen.
- Anstatt auf Heilung von außen zu hoffen, lernt sie, sich selbst all das zu geben, was sie einst vermisst hat.
Und mit der Zeit: Schritt für Schritt kann aus einem Selbstbild voller Zweifel etwas Neues entstehen:
Ein Bild, das nicht mehr auf Mangel basiert, sondern auf Wahrheit, Mitgefühl und innerer Stärke.
Ein Selbstbild, das sagt: Ich bin genug. So wie ich bin.
Denn am Ende zählt nicht mehr, ob deine Mutter wirklich da war sondern, dass du jetzt da bist. Für dich. Mit offenen Armen. Jeden Tag ein bisschen mehr.