Die selbstbezogene Mutter: Wenn alles um ihre Bedürfnisse kreist
Es gibt Mütter, die unbewusst oder bewusst immer wieder zeigen: Meine Bedürfnisse stehen an erster Stelle. Für Kinder einer selbstbezogenen Mutter ist das eine Realität, die sich kaum fassen lässt – und doch ihr gesamtes Leben prägt.
Die Folgen sind nicht laut oder auffällig. Sie sind leise, subtil und gehen tief. Oft bemerken Betroffene erst im Erwachsenenalter, wie sehr ihr Selbstwertgefühl von dieser Beziehung beeinflusst wurde.
Eine selbstbezogene Mutter erwartet Aufmerksamkeit, Bestätigung und Anpassung. Ihr Kind wird nicht als eigenständiges Wesen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen wahrgenommen, sondern als Verlängerung ihrer selbst – oder schlimmer noch: als Mittel zum Zweck, um sich selbst besser zu fühlen.
Wer in so einem Umfeld aufwächst, lernt früh, sich selbst zurückzustellen. Eigene Wünsche werden als unwichtig abgetan oder gar lächerlich gemacht. Die Bedürfnisse der Mutter bestimmen das Klima zu Hause.
Typische Verhaltensweisen einer selbstbezogenen Mutter
Selbstbezogenheit hat viele Gesichter – manchmal subtil, manchmal offensichtlich. Diese weiteren Anzeichen zeigen, wie sie das Familienleben prägt:
Sie macht das Kind für ihre Stimmung verantwortlich
Sätze wie „Wegen dir bin ich so traurig“ oder „Du bringst mich noch ins Grab“ lasten schwer auf dem Kind.
Es fühlt sich zuständig für das emotionale Wohl der Mutter und entwickelt früh ein übermäßiges Verantwortungsgefühl.
Sie wertet die Erfolge des Kindes ab
Statt stolz zu sein, sagt sie Dinge wie „Das ist doch nichts Besonderes“ oder „In deinem Alter hatte ich schon viel mehr erreicht“. So wird jede Leistung klein gemacht und das Selbstvertrauen untergraben.
Sie beansprucht Loyalität um jeden Preis
Bemerkungen wie „Familie hält immer zusammen – egal was ist“ werden genutzt, um Kritik oder Abgrenzung zu unterdrücken. Das Kind lernt: Wenn ich mich distanziere, bin ich illoyal oder herzlos.
Sie sabotiert wichtige Momente des Kindes
Wenn das Kind Erfolg oder Freude erlebt (z. B. einen Abschluss oder einen Geburtstag), sorgt sie durch Drama, Krankheit oder Konflikte dafür, dass die Aufmerksamkeit wieder auf sie gelenkt wird.
Sie überschreitet konsequent Grenzen
Egal ob private Gespräche, das Tagebuch oder Entscheidungen – sie mischt sich ein, rechtfertigt es aber mit Sätzen wie „Ich will doch nur helfen“ oder „Ich bin deine Mutter, ich darf das“.
Sie macht ihre Liebe an Bedingungen fest
Lob und Zuneigung gibt es nur, wenn das Kind sich so verhält, wie sie es will. Bei Ungehorsam entzieht sie Aufmerksamkeit, redet tagelang nicht oder straft mit Missachtung.
Sie konkurriert mit dem Kind
In Bereichen wie Aussehen, Erfolg oder Beziehungen misst sie sich mit ihrem eigenen Kind.
Aussagen wie „Früher war ich auch so hübsch wie du“ oder „Ich bekomme mehr Komplimente als du“ zeigen ihren unterschwelligen Konkurrenzkampf.
Sie inszeniert ständig Krisen
Kleine Alltagsprobleme werden dramatisiert („Ich schaffe das alles nicht mehr“), um Mitleid oder Unterstützung zu erzwingen – oft auf Kosten der Bedürfnisse des Kindes.
Langfristige Folgen für das Kind
Kinder selbstbezogener Mütter wachsen oft mit einer tiefen Unsicherheit auf. Sie fragen sich ständig: Darf ich das? Bin ich falsch?
Viele entwickeln ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung von außen – weil sie nie gelernt haben, sich selbst genug zu sein.
Auch in späteren Beziehungen fällt es schwer, gesunde Grenzen zu setzen. Es besteht die Angst, egoistisch zu wirken oder abgelehnt zu werden, wenn man eigene Bedürfnisse äußert.
Nicht selten übernehmen diese Menschen in Freundschaften oder Partnerschaften die Rolle des „Kümmerers“ – aus Angst, nicht liebenswert zu sein, wenn sie nicht ständig für andere da sind.
Wie beginnt Heilung?
Der erste Schritt ist das Erkennen: Das, was ich erlebt habe, war nicht meine Schuld.
Es ist wichtig, alte Glaubenssätze zu hinterfragen und sich selbst die Erlaubnis zu geben, eigene Gefühle ernst zu nehmen.
Selbstmitgefühl entwickeln. Sanft mit sich selbst umgehen und die eigenen Bedürfnisse wertschätzen.
Therapie oder Austausch suchen. Gespräche mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, können entlasten und heilsam sein.
Grenzen setzen lernen. Nein sagen dürfen – ohne sich schlecht zu fühlen.
Dein Weg darf anders aussehen
Auch wenn die Vergangenheit geprägt war von Anpassung und Unsicherheit – es ist möglich, sich selbst neu kennenzulernen und ein Leben zu führen, in dem die eigenen Bedürfnisse zählen.
Der Weg zurück zu sich selbst ist nicht immer leicht, aber er lohnt sich – für mehr Freiheit, Selbstvertrauen und echte Verbindung.